Textgipfel: Autoren als Milchbauern
von thalasso wave, Erstveröffentlichung 2016



Textgipfel: Kulturstaatsministerin verspricht Autoren "kräftigen Beitrag"

Politik, Autoren und Verlagsvertreter beraten über den Verfall der Textpreise. Schon vor dem Treffen verspricht die Kulturstaatsministerin den Autoren Hilfe.

Angesichts des rapiden Verfalls des Textpreises hat die Ministerin den Autoren rasche Hilfe versprochen: Bund, Länder und EU müssten zu Existenzsicherung der Texter "einen kräftigen Beitrag leisten", sagte die Ministerin der "Passauer Neuen Buchpresse" vor einem sogenannten Textgipfel am Montag. Auch Verlage und Buchhändler sollten helfen. Deren "positive Signale" müssten bei dem Treffen "in konkrete Zusagen umgemünzt" werden.

Die Ministerin hat Bürgschaften, Kredite sowie steuerliche Erleichterungen für Autoren in Aussicht gestellt, jedoch noch keinen konkreten Betrag genannt. Spekuliert wird über eine Summe von mindestens 100 Millionen Euro. Die Buchhändler soll zudem die Preise in den Regalen wieder heraufsetzen. Eine Seite Text kostet derzeit im Supermarkt nur 2 Cent. Die Autoren bekommen von den Verlagen nur rund 0,1 Cent pro Seite, teils deutlich weniger. Zum Decken der Kosten gelten mindestens 0,5 Cent als notwendig. Ursache des schon seit Jahren andauernden Preisverfalls sind große Textmengen auf den Märkten.

"Wir brauchen weniger Text für bessere Preise", sagte die Ministerin der Zeitung. Neben der Finanzhilfe soll der Textmarkt durch eine Drosselung der Produktion stabilisiert werden. Von diesem Instrument müssten Verlage und Texter auch Gebrauch machen. "Ich habe so viele neue Ideen für Bücher im Stall", sagt Autor Thalasso Wave im Interview. "Soll ich die jetzt einfach vergessen, um mit weniger Text höhere Preise zu erzielen?" Er verlangt die Wiedereinführung der Textquote, die noch vor Jahren den Autoren zumindest ein Leben am Rande des Existenzminimums ermöglichte. Jetzt stehen viele Texter vor der Aufgabe. "Bald werde ich meinen Schreibtisch schließen müssen, die Produktionskosten sind zu hoch", bekennt der Schreiberling offen. "Für Autoren, die jung sind und das Geld brauchen, sehe ich keine Chance mehr."

Der Autorenverband hingegen sieht Verlage und Buchhändler in der Pflicht. "Wir müssen mit beiden Partnern zu neuen Formen der Zusammenarbeit kommen", sagte deren Generalsekretär. Vom Buchhandel erwarte der Autorenverband das klare Signal: "Das Verramschen von Text muss aufhören." Der Bundesverband der Texter warf der Bundesregierung zu spätes Handeln vor. Er plant nächste Woche eine Protestaktion am Brandenburger Tor. Verlage und Autoren sollen dort große Mengen von Mängelexemplaren aufschütten und aus Protest anzünden. Die Frage ist jedoch, welche Werke bei dieser Gelegenheit den Flammen zu opfern sind. Man ist sich lediglich darüber einig, dass bevorzugt Werke der Konkurrenz zum Einsatz kommen sollen. [frei nach SpiegelOnline :-]



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