Ich habe einen kleinen Pimmel!
von thalasso wave, Erstveröffentlichung 2016



Die Causa Böhmermann liefert immer interessantere Einsichten. Ja, aus dem pöbelnden Feldversuche, was Satire darf und was nicht, ist mittlerweile eine Staatsaffäre geworden, die zeigt, was Politik nicht kann. Hatte sich die Kanzlerin in der Flüchtlingsfrage als tapferer, unerschütterlicher Fels in der Brandung gezeigt, fiel sie nun wieder in das gewohnte Verhaltensmuster ihrer Regierungsführung zurück: abwarten, lavieren und wenn es nicht mehr anders geht, eine vermeintlich populäre Entscheidung treffen. Das Dumme nur: klappt nicht immer!

Gut, wenn man sich nicht daran stört, dass andere Demokratien die Presse- und Meinungsfreiheit als eher lästig empfinden, kann man auch schon mal großzügig die Gewaltenteilung im eigenen Land übersehen. Braucht ja keiner und kann bestimmt bald weg. Verglichen damit ist die im Raum stehende Frage, was Satire darf, deutlich in den Hintergrund gerückt.

Geradezu grotesk ist der Versuch, die Schmähung eines Präsidenten nach einem uralten Paragraphen zu verurteilen, den man danach alsbald abzuschaffen gedenkt. Hat ja dann auch seine Schuldigkeit getan. Dass ähnliche Gesetze in den Despotenstaat dieser Welt nur dazu dienen, Kritiker mundtot zu machen, sollte einem schon zu denken geben. Konsequenterweise sollte man am besten gleich den Tatbestand der Beleidigung aus dem Strafgesetzbuch tilgen. Hier wäre die Umkehr der Beweislast durchaus angebracht. Behauptungen, die nicht belegt sind, sollten generell als falsch gelten. Undenkbar. Was sollen denn dann aus Politik, Börse und Regenbogenpresse werden? Beleidigungen, Vermutungen, Gerüchte, ja die Unwahrheit an sich wären ja dann ohne jegliche Relevanz und Gerichte könnten sich mit sinnvolleren Dingen beschäftigen.

Bei näherer Betrachtung offenbart die Affäre noch eine weitere Komponente. Warum nur hat Böhmermann so eine derbe Sprache verwendet, um den türkischen Präsidenten bei der Eiern, also bei der Ehre, zu packen? Ist es tatsächlich ehrabschneidend, Männer eines zu kleinen Schwanzes zu bezichtigen? Wenn man sich in der Welt so umsieht, wird da ein Riesendrama um eine Kleinigkeit gemacht. Selbst im US-Vorwahlkampf war die Größe des Gemächts ein gewichtiges, aber völlig sinnloses Thema. Es ist völlig egal, wie groß der Dödel ist! Die Geburtenraten korrelieren zumindest nicht mit der Größe der männlichen Genitalausstattung. Ebenso konnte bisher nicht nachgewiesen werden, dass ein größerer Spargel zu einem besseren Menü führt. Wichtig ist die Größenmessung bestenfalls für Kondomhersteller. Der Rest ist männliches Protzgehabe. Wir glauben ja schließlich auch nicht, dass die weibliche Oberweite von irgendeiner Relevanz ist!

Aus anatomischer Sicht ist es sogar von Nachteil, wenn das Ding zu groß oder zu lang geraten ist. Wer mehr Blut in seinen Schwellkörper pumpen muss, dem fehlt es offensichtlich an anderer Stelle. Je größer das Gerät, desto schwieriger wird es, seine Standhaftigkeit zu beweisen. Da die Penisgröße bei 95% aller Männer im Normbereich liegt, erübrigt sich in den allermeisten Fällen jegliche Diskussion. Und Schmähungen auf diesem Gebiet müssten ins Leere laufen. Tatsächlich aber kann man mit ein paar spitzen Bemerkungen über das Gelöt des Bräutigams nicht nur türkische Hochzeitsfeiern in ein Schlachtfeld verwandeln. Dabei interessiert das alles einen Schweinefurz. Fürs Ziegen ficken ist die Größe sowieso egal.

Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch der Erfolg der AfD. Die Thüringer Wurst war anscheinend zu klein geraten, denn die dortige Oberniete mahnte die verloren gegangene Männlichkeit bei Deutschen und Europäern an. Wenn man der falschen Propaganda glaubt, dass Flüchtlinge länger haben und länger können, dann entsteht dem deutschen Manne natürlich eine furchtbare Konkurrenz. Es gilt zu befürchten, dass die deutsche Frau, vor allem die blonde, nur noch mit dem Maßband ausgerüstet auf Partnersuche geht. Wenn sie schlau ist, macht sie mit dem Objekt der Begierde statt Vermessung besser einen IQ-Test. Das alles erklärt aber auch, warum viele AfD-Wähler männlich und im besten Mannesalter sind. Alles vermeindliche Träger von Riesendödeln, mit den damit verbundenen potenziellen Potenzproblemen? Impotente Angsthasen?

Diese Fehleinschätzung eröffnet auch der SPD neue Möglichkeiten, dem aktuellen Abwärtstrend bei Wahlen mit Macht entgegen zu wirken. Eine erfolgreich geführte Penisneid-Debatte könnte viele AfD-Wähler zurückgewinnen. Ohne, wie sonst üblich, das ursprüngliche Klientel der Sozialdemokraten zu verraten.

Leider wird auch der Böhmermann-Prozess nicht zur einer Versachlichung der Betrachtung der männlichen Gemächtgröße führen. Wenn die Verteidigung schlau ist, wird sie das beanstandete Gedicht als erwiesene Tatsachenbehauptung darstellen. Müsste dann der verklemmte Kläger vor Gericht erscheinen, die Hosen runter lassen und ein international renommierter Genitalgutachter bewerten, ob es sich um präsidiale Schrumpelklöten handelt?

Diesem Unsinn muss dringend Einhalt geboten werden! Es ist an der Zeit, dass wahre Männer aufstehen, ein Zeichen setzen und öffentlich bekennen: Ich habe einen kleinen Pimmel!

Männer, geht in die geilen Netzwerke, geht auf Facebook, WhatsApp, Snapchat oder Goggle+ und verkündet, dass Größe nicht alles ist! Frauen am besten auch!

Schreibt bei Twitter unter dem Hashtag #MyTinyPenis, dass die Ausmaße des Gemächts völlig unerheblich sind!

Auf YouTube und anderen Videokanälen könnt ihr den Ice Bucket-Challenge neu beleben, indem ihr euren kleinen Dödel in einen Eimer mit Eiswasser haltet!

Und auf Tinder und ähnlichen Paarungsportalen können Männer endlich Penisfotos verschicken, auf denen das Ding in seinem natürlichen Zustand zu sehen ist!

Entblößt euch und bereitet dem männlichen Größenwahn ein Ende!



Dieser Text spiegelt meine religiösen Überzeugungen wieder. Seine Veröffentlichung ist daher vom Artikel 4 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland: "(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich. (2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet . " abgedeckt. Ich erwähne das nur, falls man sich in naher Zukunft auf Artikel 5, Presse- und Meinungsfreiheit, nicht mehr verlassen kann.

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